Spitzen-Know-how aus Italien

Dienstag, 22. Januar 2019 www.ilmessaggero.it

Motoren

UFI, der multinationale italienische Konzern, der Filter für Fahrzeuge jeder Art anbietet, hat das 16te Werk in Polen eröffnet. Von der Formel 1 bis zum Weltraum dominieren unsere Produkte die Branche

Spitzen-Know-how
aus Italien

 

DIE ERÖFFNUNG

OPPELN

Wenn von Spitzenunternehmen des Made in Italy die Rede ist, die sich in der Welt behaupten konnten, denkt man unweigerlich an die Mode, den Stil, die Prestigemarken wie Ferrari, oder auch an die neapolitanische Pizza, die als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt ist. Aber unser Land ist eine unerschöpfliche Quelle an findigen Ideen, die der breiten Öffentlichkeit verborgen geblieben sind. Größtenteils sind unbekannte Unternehmen, die Forschung und Entwicklung auf höchster Ebene betreiben, ohne dass sie dafür außerhalb ihrer Branche zu Ruhm und Ansehen gelangt wären. Oft reisen die Geschäftsführer dieser Betriebe um die ganze Welt, um neue Märkte zu erobern, gehen hohe Risiken ein, investieren, nutzen die Chancen der jeweiligen Gegend und stampfen in wenigen Monaten neue Firmen aus dem Boden, stellen Mitarbeiter ein, planen und produzieren in schwindelerregendem Tempo, pausenlos und mit sehr viel Mut. Aber es ist, als würden sie im Geheimen agieren. Das kann selbst dann vorkommen, wenn es sich um Lieferanten von Rennställen aus der Formel 1 oder sich um Marken handelt, die Giganten wie Fiat, BMW, Mercedes, Porsche, Volkswagen, GM, usw. beliefern, wenn man auf vier Kontinenten fertigt oder verkauft, man 167 Patente hält und sich einen Platz in der Mobilität der Zukunft sichert, ohne die Luft- und Raumfahrtaktivitäten zur Eroberung des Mars zu vergessen. Soweit zum Steckbrief von UFI, ursprünglich die Abkürzung von „Universal Filters Italy“, später geändert in Universal Filters International, ein Unternehmen, das Filter für alles  was sich auf der Erde, auf dem Meer oder im Weltraum bewegt (Autos, Motorräder, Kastenwägen, Busse, LKW, Traktoren, Nutzfahrzeuge, Schiffsmotoren) fertigt, seinen Firmensitz in Porto Mantovano und seine Produktion in Nogarole Rocca (Verona), aber auch in China, Korea, Indien, Brasilien, Tunesien, Tschechien und, seit einigen Tagen, in Polen hat. So wurde in Opole, ca. 300 km von Warschau entfernt, der 16te Produktionsstandort des Unternehmens eröffnet, das in den 70er Jahren von Giorgio Girondi gegründet worden war. Der Unternehmer aus Mantua hatte im Jahre 1986 die richtige Intuition und investierte in China, um von dort aus einen Internationalisierungsplan zu starten. So leitet er heute einen Konzern, der zwar keinen großen Bekanntheitsgrad genießt, dessen Produkte aber in 95% der weltweit im Verkehr befindlichen Fahrzeuge eingebaut sind.

DIE MITARBEITER

Der Konzern hat über 4.000 Mitarbeiter, davon 500 in Italien, die anderen in China (2.200), Korea, Brasilien, Tunesien, Tschechien und in den Vertriebs- und Logistikzentren zahlreicher anderer Länder, darunter USA, Japan, Vereinigtes Königreich und Deutschland. Abgesehen von der Produktion kann der Konzern auf drei eigene Innovationszentren mit 120 Technikern verweisen, die an der Zukunft der Technologie arbeiten. Eine Zukunft, die keine Angst macht, denn die Herstellung von Filtern bedeutet nicht – wie man vielleicht meinen könnte – sich ausschließlich mit Schadstoffen wie Öl und Diesel zu beschäftigen, sondern auch mit der nötigen Luft für die Kühlung von Antrieben und Batterien und mit dem richtigen Fahrgastraum-Management. «Bei den Kühlern ist UFI schon weit voraus, bereit für die neuen Herausforderungen, die sich aus der Entwicklung der Hybrid- und Elektromotoren ergeben», erzählt Rinaldo Facchini, Geschäftsführer des Unternehmens und Leiter einer multikulturellen Managergruppe, die sich einmal pro Jahr an einem der zahlreichen Standorte von UFI rund um den Globus trifft, um die x-te Umsatzsteigerung zu feiern.

«Seit der Gründung bis heute hat UFI über eine Milliarde von Filtern hergestellt», erklärt Facchini und unterstreicht, dass sich der Umsatz des Unternehmens zwischen 2009 und 2017 von 223 auf 436 Millionen Euro verdoppelt hat. Zwischen 2012 und 2014 hat sich das Unternehmen auch auf Komponenten aus Kunststoff und auf die Wärmetauschertechnologie spezialisiert und wurde für einige Produkte zum exklusiven Lieferanten von BMW, Mercedes-AMG und Volkswagen, nicht zu vergessen die 110 Filter für 8 Formel-1-Teams wie Mercedes und Ferrari.

DIE INITIATIVE

Im Laufe der Eröffnungszeremonie des polnischen Standorts wurde daran erinnert, dass die Initiative dank der schlanken Bürokratie und dem Einsatz der lokalen Behörden nur kurze Umsetzungszeiten erfordert hat: 14 Monate von der Grundsteinlegung bis zur Eröffnung des Werks. Die Investitionen beliefen sich auf 42 Millionen PLN (ca. 10 Millionen Euro) und der Plan sieht bei voller Betriebsauslastung die Beschäftigung von 250 Mitarbeitern, nicht nur von Arbeitern, sondern infolge einer Vereinbarung mit der örtlichen Universität auch von Ingenieuren vor. Anfänglich wird die neue Ansiedlung einen Bereich von 6.000 qm bei einer Produktionskapazität von einer Million Komponenten pro Jahr einnehmen, später aber auf 12.000 qm erweitert und die Produktion bis 2023 verdreifacht.

 

UNIVERSAL FILTER INTERNATIONAL BESCHÄFTIGT 4.000 MITARBEITER, DAVON 500 IN ITALIEN UND 2.200 IN CHINA.

DIE NEUE ANLAGE, 300 KM VON WARSCHAU ENTFERNT, BESITZT DREI INNOVATIONSZENTREN

 

Sergio Troise

Das Interview: Giorgio Girondi

«Unsere Leitsätze? Technologie, Fortschritt und schnelle Entscheidungen»

OPOLE

Die Eröffnung des 16ten UFI Standorts in Polen bot die Gelegenheit, einen jener Unternehmer kennenzulernen, die Italien und dem Made in Italy guttun. Der Gründer und Präsident dieses weitgehend unbekannten Unternehmens heißt Giorgio Girondi; er ist in Mantua geboren, wo er mit seiner Familie lebt, 63 Jahre alt, hat zwei kleine Kinder, einen Universitätsabschluss in Wirtschaftswissenschaften, aber auch technisches Know-how im Bereich Filter und Wärmetauscher, sodass er ohne falsche Bescheidenheit von sich behaupten kann, seinen Ingenieuren einen Rat geben zu können. Girondi hat eine ungeheure Leidenschaft für Autos und ist in Oldtimerkreisen für eine große Sammlung von edlen Exemplaren und Supercars der neuesten Generation bekannt. Als ob das nicht genug wäre, finden sich unter den renommiertesten Kunden seines Unternehmens sage und schreibe acht Formel-1-Teams, einschließlich Mercedes und Ferrari.

Wie hat es UFI in die Formel 1 geschafft?

«Durch Einhaltung von drei Leitsätzen: Technologie, Fortschritt und schnelle Entscheidungen. Meine Mitarbeiter müssen schnell die Lösungen finden.»

Erfordert das Flexibilität?

«Natürlich. Am tschechischen Standort in Ostrava, der nun von der Nähe zum polnischen Werk profitiert, ist das Konzept von der Fähigkeit, (auch kundenspezifische) Filtermodule für Öl, Diesel und Luft fertigen zu können, bestens vertreten. Auf dem ersten Platz ist der wichtigste Kunde BMW, dem folgt auf dem zweiten Volkswagen und auf dem dritten Mercedes-AMG».

«EINE INTERNATIONALE AUSRICHTUNG IST GRUNDLEGEND: ICH GING NACH CHINA, ALS DIE MASSENMOTORISIERUNG NUR EIN TRAUM WAR»

Aber auch Porsche ist einer Ihrer Kunden.

«Sie haben uns für unser Multitube, ein revolutionäres, bereits patentiertes System für die Luftfiltration ausgewählt, das 4% mehr Motorleistung, Senkung der Emissionen, geometrische Flexibilität und Neudimensionierung des Filters garantiert. Porsche hat es als Erstausrüstung für den GT2RS ausgewählt, aber bald wird es auch andere Anwendungsbereiche finden, auch im Aftermarket».

Warum eröffnen Sie weitere Standorte in der Welt?

«Die internationale Ausrichtung bildet seit den 80ern die Grundlage meiner Tätigkeit, als ich mich nach China aufgemacht habe, wo damals die Massenmotorisierung eine Illusion war. Es wurden 300.000 Autos pro Jahr – im Vergleich zu den 28 Millionen von heute – produziert, und für den Weg von Peking nach Shanghai benötigte man 33 Stunden mit dem Zug. Heute habe ich dort fünf Werke und sieben im Auftrag der chinesischen Regierung errichtet.»

Und welchen Zweck verfolgt die Expansion nach Polen?

«Polen, insbesondere die Stadt Opole, ermutigt ausländische Investitionen. Außerdem ermöglichen uns zwei nahegelegene Standorte in Tschechien, just in time zu operieren. Bisher wurden die Wärmetauscher nur in China hergestellt, jetzt fertigen wir sie in Europa. Das ist ein Vorteil, weil die Kühler, noch vor den Filtern, das Business der Zukunft darstellen.»

Warum sind sie so wichtig?

«Die Zukunft gehört den Hybrid -und Elektrofahrzeugen. Der Markt entwickelt sich weiter, und in unseren Zentren arbeiten wir mit zukunftsorientierten Partnern daran, Projekte in Zusammenhang mit Brennstoffzellen zu perfektionieren.»

S.Tro.

 

PROTAGONIST

Das Werk in Opole. Unten Giorgio Girondi, Präsident von UFI